12 Juli 2007

Checklisten

Mit meiner Krankenkasse musste ich über lange Zeit streiten, weil die dermassen unqualifiziertes Personal beschäftigt, dass meine Sachbearbeiterin nicht einmal wusste, dass es unterschiedliche Prämien von Kanton zu Kanton gibt. Ich hatte in einem Jahr acht verschiedene Policen erhalten, sieben davon waren falsch. Das hat die Inkasso-Abteilung nicht daran gehindert, mich zu betreiben. Die Prämien wurden immer auf der Basis einer bereits revidierten Fassung gemahnt. Der Inkassomitarbeiter war nicht ansprechbar, er verstand nur was auf seinem Bildschirm angezeigt wurde.

Auch beim Steueramt Zürich gibt es diese rechthaberischen, unqualifizierten Mitarbeiter, welche nur noch Kreuzchen ausfüllen können. Ich wurde gemahnt für ausstehende Bundessteuern, welche auf einer Taxierung basierten, welche schon längst geändert wurde. Die Inkasso-Mitarbeiterin wollte von meinem Einwand nichts wissen, für sie ist ausschlaggebend, was auf ihrem Bildschirm vermerkt ist. Auf die Idee, dass man sich ja einmal intern informieren könnte, kommt sie nicht, das steht ja alles auf dem Bildschirm. Sie weiss offenbar nicht einmal, das Bundessteuern auf der kantonalen Veranlagung basieren. Im Übrigen könne sie nach der Betreibung nichts mehr ändern. Diese erfolgte allerdings 4 Monate nachdem die kantonale Steuerbehörde die Einschätzung geändert hatte.

Der Revisor meiner AHV-Augleichskasse kennt den Unterschied zwischen AHV (Brutto)-Lohn und Nettolohn nicht.

Die Kassiererin in der Coop Filiale, jung und hübsch, ist völlig gelähmt, wenn sie zwei einfache einstellige Beträge im Kopf zusammenzählen muss. Sie bringt es nicht fertig.

Der Journalist, welcher im Nebenberuf Briefe für andere schreibt und Werbetexte verfassen will. Da steht tatsächlich: « ..ich kann auf Papier bringen, was in ihrer Brust wogt ....» und jemandem anrufen anstatt jemanden.

Der Informatiker, welcher nicht weiss, wie man die Sprache auf seinem keyboard einstellen kann, um das ß einzugeben.

Die Teamleiterin vom Elektrizitätswerk, welche nicht antwortet und auch telefonisch nie erreichbar ist, da sie immer an Sitzungen ist.

Die Softwarefirma, welche ihre Produkte nur noch über Internet verkauft und deren Homepage so kompliziert konzipiert ist, dass es Stunden und Tage braucht, bis man endlich eine Antwort findet (leider stellt sich heraus, dass diese auch nicht richtig war und dass man das falsche Produkt gekauft hat).

Man kann diese Erfahrungen alle auf den gleichen Nenner bringen: Unqualifizierte, überforderte Mitarbeiter. Die Arbeitgeber haben in den letzten Jahren laufend Kosten optimiert, erfahrene Mitarbeiter durch unerfahrene ersetzt, in der irrigen Meinung, es genüge, denen eine Software zur Verfügung zu stellen, wo sie ihre benötigten Informationen erhalten könnten.

Durch den Einzug der Informatik in die Arbeitswelt sind Checklisten zur Arbeitsgrundlage der Benutzer geworden. Es wird ihnen alles schön fein säuberlich vorverdaut aufgeschrieben, an was sie sich erinnern müssen. Natürlich hat das zur Folge, dass die Benutzer sich daran gewöhnen, Ihren Verstand nicht mehr zu gebrauchen und einfach die Checkliste abhaken, ob das nun Sinn macht oder nicht.

Das Resultat ist allerdings nicht überzeugend und die Wirtschaft wäre gut beraten, bei Kontakt mit Kunden, Leute einzusetzen, welche auch wissen, was sie machen und was sie den Kunden erzählen.

Die Kosten-Optimierer machen alles kaputt. Wegen kurzfristigen Resultaten, wird langfristig der Arbeitsplatz Schweiz ruiniert.


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