29 Mai 2009

Bildung


Ohne entsprechende Diplome kann man heute kaum mehr Arbeit finden. Bald wird es wohl auch ein eidg. zertifiziertes Diplom benötigen, um Sozialhilfe beziehen zu können. Mit all diesen Qualifikations-Nachweisen ist jedoch die Qualität der geleisteten Arbeit kaum besser geworden, im Gegenteil. Ich kann das bestens bei meiner Tochter beobachten, selbstverständlich diplomiert in bester Universität. Ihre Prüfungen hat sie bestanden, indem sie sich sehr gewissenhaft und konzentriert darauf vorbereitet hat. Dieses Wissen wurde mühsam auswendig gelernt, abgegeben und dann gleich wieder vergessen. Es heisst, «Bildung sei das, was bleibt, wenn man alles vergessen hat». Von solch auswendig gelerntem Wissen, welches nicht assimiliert und exzerziert werden konnte, bleibt in der Regel gar nichts.
In der Schweiz haben wir die Fachhochschulen, welche solchem Unsinn einen Riegel schieben könnten. Tatsächlich verfügen die Absolventen dieses Ausbildungsweges über die berufliche Erfahrung, welche den Absolventen der akademischen Universitäten meist abgeht. Mit der Bologna-Reform wurden die Diplome beider Bildungswege gleichgesetzt. Leider ist auch durch die Aufwertung der Diplome der Fachhochschulen die Qualität der geleisteten Arbeit nicht besser geworden. Man kann beobachten, dass die Absolventen dieser beiden Bildungswege vielfach ein Problem grundverschieden anpacken. Absolventen von Fachhochschulen gehen viel pragmatischer, jedoch oft unstrukturiert vor und beweisen oft erstaunliche Mängel über elementarste Kenntnisse aus anderen Fachgebieten. Auf der anderen Seite arbeiten Absolventen aus akademischen Universitäten konzeptioneller und verfügen meist auch immer einen viel weiteren Bildungshorizont, es fehlt ihnen jedoch oft am praktischen Bezug auf die Arbeitswelt.
Eine weitere Unsitte kann man in den berufsbegleitenden Zusatzausbildungen betrachten. Solche Weiterbildungskurse werden von zukünftigen Arbeitgebern geradezu gefordert, sollen sie doch die Bereitschaft zum Dazulernen beweisen. In der Regel beweisen solche Kurse vor allem eines: die Absenz des Mitarbeiters vom Arbeitsprozess. Der Arbeitgeber, bei dem der Mitarbeiter arbeitet, hat meistens nichts von solchen Zusatzausbildungen, denn dieses Zusatzwissen (zumindest der entsprechende Ausweis) wird in der Regel dazu verwendet, bei einem anderen Arbeitgeber eine besser bezahlte Tätigkeit zu erlangen.
Eigentlich liegt das Problem nicht an den Diplomen, sondern an der Ableitung von falschen Schlüssen. Diplome können nur Hinweise sein auf vorhandenes Wissen, sie können in keiner weise Aussage geben über die fachliche Qualifikation und die Problemlösungs-Kompetenz des Trägers solcher Diplome.

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