24 November 2009
Jean Ziegler
Jean Ziegler ist engagiert und kann niemanden kalt lassen. Er argumentiert emotional, extrem und völlig subjektiv. Ich konnte nie verstehen, dass ein Mann, welcher beruflich der akademischen Redlichkeit verpflichtet ist, privat so parteiisch und tendenziös argumentieren konnte. Oder pflegt man an der Uni Genf evtl. andere akademische Werte? Vielleicht kommt seine einseitige Weltsicht auch aus der empirischen Soziologie, wo er nur das wahrnimmt, was in sein Konzept passt.
Eigentlich widerstrebte es mir, diesen Autor durch den Kauf seines neusten Buches finanziell zu unterstützen, doch der Titel «Der Hass auf den Westen» ist ein Thema, welches mich interessiert.
Selten hat ein Wort von Reich-Raniki so zugetroffen, wie auf dieses Buch: «Mit den Büchern verhält es sich wie mit einer Suppe, man muss sie nicht völlig auslöffeln, um zu wissen, dass sie schlecht ist.» Eigentlich findet man in diesem Buch nichts mehr, als was auf dem Umschlag aufgeführt ist. Man kann sich die Lektüre der 264 Seiten durchaus sparen. Darin handelt es sich um eine Anreihung von Anekdoten und geschichtlichen Ereignissen, belegt mit Zahlen, Namen und Details, bei denen man sich oft fragt, was sie mit diesem Thema zu tun haben. Die Grausamkeiten unserer Geschichte werden lediglich auf jene im Bezug auf die südlichen Völker reduziert. Mit der gleichen Logik könnte die Schweiz die Schreckenstage von Nidwalden aufführen, um Reparationen von Frankreich zu fordern.
Es ist viel Unrecht geschehen in der Geschichte. Niemand, kein Land keine Organisation und keine Religion hat eine weisse Weste. Wir sollten aus der Geschichte lernen, um nicht die gleichen Fehler wieder zu begehen. Geschichte darf jedoch nicht dazu dienen, um eigenes Versagen zu legitimieren und mit Schuldzuweisungen Reparationen zu verlangen. Damit würden wir uns der gleichen beschämenden Praktiken bedienen, wie jüdische Organisationen auch noch heute versuchen, Geld zu erpressen.
Das Buch von Jean Ziegler ist einseitig, indem es sicherlich vorhandene Ressentiments zu legitimieren versucht, ohne diese wirklich analysieren zu wollen.
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