19 November 2008
Frankreichs Uhren ticken anders
Während der Feiern zum Waffenstillstand des Ersten Weltkrieges wusste sich die Grande Nation letzte Woche wie üblich in Szene zu setzen. Da das Ereignis schon vor einiger Zeit statt fand, wurde dann am Fernsehen eifrig Geschichtsunterricht betrieben. Doch sonderbarerweise gab es da kein Wort über Pétain, welcher einen beachtlichen Beitrag in diesem Krieg geleistet hatte, auch kein Wort zu den Amerikanern, welche einen Waffenstillstand erst möglich gemacht hatten. Einmal mehr beweist Frankreich, dass diese Nation ein gespaltenes Verhältnis zur eigenen Geschichte hat. Wenn man Geschichte betreibt, dann bitte die ganze Geschichte und nicht nur das, was einem gefällt.
Frankreich hat einen ehrgeizigen Präsidenten. Er hat bereits erkannt, die Schwäche der USA auszunutzen, um der Grande Nation ihren Führungsplatz in der Welt zu sichern. Dabei mangelt es Frankreich sicher nicht an Werten und Idealen, um in der Welt diese Spitzenrolle übernehmen zu können.
Leider gibt es jedoch vieles, bei dem die Worte und die Realität nicht übereinstimmen, bei der die stetig betriebene Selbstglorifizierung eher Spott veranlasst, als Respekt.
In kaum einem Land verdrängt man Negatives so wie in Frankreich. Die Collaboration mit dem 3.Reich war während Jahrzehnten kein Thema, erst in letzter Zeit wagen sich einige verzagte Stimmen, das Thema anzusprechen. Genauso verhält es sich mit der Devise: «Liberté, Egalité, Fraternité», welche auf jedem öffentlichen Gebäude eingemeisselt ist. Von Egalité und Fraternité ist wenig in diesem zentralistisch regierten Staat zu merken. Kein Land hat einen Teil seiner Gesellschaft so systematisch ausgegrenzt, wie Frankreich. Auch die Liberté gilt wohl kaum für die Leute in den Übersee-Territorien , so nennt man heute die französischen Kolonien. Sie dürfen zwar auf den Kontinent übersiedeln, bekommen bevorzugt Stellen in der Administration, wo sie sich durch besonders langsames und unmotiviertes Arbeiten auszeichnen, aber in die Unabhängigkeit entlassen werden sie nicht.
Die Ausgrenzung ist aber auch in Frankreich zu spüren. Zwischen der Region Paris und den anderen Regionen bestehen enorme Unterschiede und trotz anderer Parolen, wird wenig unternommen, dass sich das ändert. Frankreich ist ein zentralistisch regiertes Land. In Paris wird alles bestimmt und die Bürger haben ihre Rechte der Regierung delegiert. Kaum zu glauben, dass man das noch Demokratie nennt und kaum zu glauben, dass es in der Schweiz noch Leute gibt, welche von solchen Verhältnissen träumen.
Trotzdem wird immer an die Valeurs Républicaines appelliert, dabei ist es nur ein Zufall und der Verbohrtheit des letzten Bourbon zu verdanken, dass Frankreich überhaupt eine Republik ist.
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