19 November 2008

Marcel Ospel

Wenn ich mich schäme Schweizer zu sein, dann geschieht das immer dann, wenn sich die Volksmeinung wieder einmal über ein Opfer hermacht. In der Regel sind es nicht die Schlechten oder die Bösen, sondern die Grossen und Mächtigen, welche missfallen.
Alfred Escher hat heute zwar ein Denkmal vor dem Zürcher Bahnhof. Doch auch er musste erleben, was öffentliche Verfolgung bedeutet. Lucas Mühlemann, Christoph Blocher, Daniel Vasella und Marcel Ospel.

Was bewegt die Schweizer, sich immer auf jene einzuschiessen, deren Köpfe über die Masse hinausragen? Ist es unser Hang zum Mittelmass, oder einfach Eifersucht?
Marcel Ospel hatte viel Ehrgeiz und Visionen. Damit hat er die UBS gross gemacht, hat viel Geld verdient und viel Steuern generiert. Schon beim Swissair-Grounding wurde er von der Volksmeinung verurteilt. Dabei stellte sich später heraus, dass er genau das Gegenteil gemacht hatte, was ihm vorgeworfen wurde.
Marcel Ospel glaubte an die amerikanischen Märkte. Er war beileibe nicht alleine mit seiner Meinung. Seine Visionen waren vom Verwaltungsrat abgesegnet und von vielen kopiert worden. Alle wollten mitverdienen, obwohl man schon lange Zeichen hatte, dass der amerikanische Markt auf wackligen Füssen stand.
Das Kartenhaus ist zusammengebrochen und nun wissen es alle besser. Um der eigenen Verantwortung zu entkommen, braucht es Sündenböcke. Marcel Ospel muss dafür herhalten. Nun soll er seine Boni zurückzahlen. Dabei scheint mir die Forderung reichlich spät zu kommen. Denn Marcel Ospel hat sich nur schon dadurch seine Boni reichlich verdient, als er als Sündenbock hinhalten und all die Häme und den Hass erleiden muss.

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